Der Grasfrosch - Leben in zwei Welten

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild 1: Weibchen vor der Ei-Ablage
Bild 2: Laichballen im Laichgewässer

Der Grasfrosch – Leben in zwei Welten

Grasfrösche gehören in der Schweiz zu der am weitesten verbreiteten Amphibienarten. Man erkennt sie an der glatten Haut und am dunklen Schläfenfleck über dem Trommelfell. Ihre Grundfarbe ist braun,  variiert aber von gelb-, rot- bis dunkelbraun und ist oft schwarz gefleckt. Die Haut ist feucht und ausserordentlich drüsenreich. Diese Schleimdrüsen sondern ständig Schleim ab und halten die Haut feucht. Die Frösche nehmen Wasser durch die Haut auf und nicht durchs Maul. Dabei müssen sie nicht unbedingt ins Wasser sondern können auch Tau und Bodenfeuchte nutzen. Gleichzeitig verdunstet ihre dünne Haut ständig grössere Mengen Wasser. Deshalb halten sie sich in feuchter Umgebung auf, sonst droht ihnen Austrocknung und Tod. 

Die Hochzeit der Frösche

Grasfrösche sind Frühaufsteher und beenden als Kaltblüter als erste die Winterstarre. Sie ver-bringen die kalte Jahreszeit nicht im Wasser sondern in Erdlöchern im Umkreis von 2 km des Geburtsgewässers. Mit dem Auftauen des Bodens Ende Februar und feucht-regnerischen Nächten werden die Grasfrösche hervorgelockt. Eine innere Uhr  bewirkt, dass alle miteinander zu Hunderten die Wanderung zu ihrem Geburtsteich antreten. Am Ziel angekommen, versuchen die Männchen möglichst schnell, ein freies Weibchen zu besteigen. Einige Paare kommen bereits «im Doppel» an, d.h. die Männchen schnappen sich unterwegs eines der etwas grösseren Weib-chen und lassen sich von diesem Huckepack zum Laichgewässer tragen. So versammeln sich in den Hochzeitsnächten immer mehr Frösche im Teich, bereits verpaarte und solche, die noch auf der Suche sind. Ihren «Liebesrausch» untermalen die Männchen mit einem feinen brummenden Geräusch. Verpaarte Männchen müssen sich ständig gegen aggressive «Junggesellen» wehren, die sie von ihrer Partnerin trennen wollen. Oft setzen sich die Nebenbuhler unverschämt als Dritte  auf das «Liebespaar“. Für das Weibchen kann dies fatal enden, denn die «liebestollen Herren» verhindern, dass es an die Wasseroberfläche kommt und sehr lange unter Wasser bleibt. Als Lungenatmer müssen sie irgendwann Luft schnappen. So sind schon etliche Frosch-weibchen beim Liebesspiel ertrunken. 

Im Normalfall legt das Weibchen schon bald einen Laichballen mit rund 1000 bis ca. 3000 Eiern ab, über die das Männchen seine  milchige Spermienflüssigkeit ergiesst und sie damit befruchtet. Nach einigen Tagen endet das Spektakel so schnell wie es begonnen hat. Die Grasfrösche über-lassen die Nachkommenschaft ihrem Schicksal. Sie verlassen das Laichgewässer und treten die Rückwanderung an Land an, wo sie im kühlen und feuchten Umfeld  für den Rest des Jahres leben. Im nächsten Frühjahr beginnt der Zyklus von neuem. 

Vom Ei zum Frosch 

Die dotterreichen, befruchteten Eier quellen im Wasser auf. Bei günstiger Wassertemperatur erfolgen schon nach wenigen Stunden die ersten Zellteilungen, so dass sich ein vielzelliger Embryo abzeichnet. Es entwickeln sich am Kopf äussere, fädige Kiemen zur Atmung im Wasser, die aber bald von einer Haut überdeckt werden. Als fischähnliche Kaulquappen leben sie mehr als einen Monat kiemenatmend im Wasser. Dann beginnt  eine wundersame Verwandlung (=Metamoprhose): Die Kaulquappe wird zum Frosch. Zuerst stossen die Hinterbeine hervor, später die Vorderbeine. Der kleine Mund verändert sich zum Froschmaul. In dieser Zeit nimmt das Tier keine Nahrung mehr auf. Dabei wird der Ruderschanz abgebaut und dient als Nah-rungsersatz. Gleichzeitig verschwinden die inneren Kiemen und  aus der Schwimmblase ent-wickelt sich die Lunge und übernimmt die Atmung.  Die Wasser angepassten Kaulquappen werden zu landgängigen Grasfröschen, die ab Juni den Teich verlassen. Sie zeigen uns jedes Jahr, wie die Evolution des Lebens den Schritt vom Wasser ans Land gemeistert hat. Man bezeichnet sie deshalb Amphibien, was auf Griechisch „doppellebig“  heisst,  Leben in zwei Welten.

Bedrohte Amphibien

Leider haben Verkehr, Zersiedlung, intensive Landwirtschaft, Pestizide und neuartige Krank-heiten allen unseren Amphibien arg zugesetzt. In der Schweiz sind rund 70%  (BAFU 2017) der einheimischen Arten auf der Roten Liste. Noch steht der Grasfrosch national nicht auf der Roten Liste. Doch die Amphibien brauchen unser Engagement für eine vielfältige Zukunft.