Das Einjährige Berufkraut

Text und Bilder von Ernst Hofmann

Bild1: Blühendes Berufkraut                                                                                                                                    Bild2: Vergleich Berufkraut (links), Kamille (Mitte), Margerite (rechts)                                                 
Bild3: Berufkraut als Blattrosette (1. Jahr)                                                                               
Bild4: Berufkraut breitet sich aus

Einjähriges Berufkraut - ein invasiver Neophyt

Das Einjährige Berufkraut  ist im 18. Jahrhundert aus Nordamerika als Zierpflanze eingeführt worden und verwilderte. Seit dem Hitzesommer im 2003 hat sich das Einjähriges Berufkraut nebst Strassenrändern, Bahngeleisen und Gewässern auch in Magerwiesen, extensiven Weiden und Buntbrachen etabliert, verdrängt dabei ein-heimische Pflanzen und ist damit zur Problempflanze (=invasiver Neophyt) geworden. In der Schweiz findet man das Einjährige Berufkraut in allen Landesteilen bis gegen 1000 m ü. M.  und gehört zu den häufigsten Neophyten in Mitteleuropa.

Der deutsche Name leitet sich von berufen (verhexen) ab. Zur Bekämpfung von Krank-heiten, für die Zauberer und Hexen verantwortlich gemacht wurden, verwendete man einen Sud aus Berufkraut und Heilkräutern. Der Deutsche Name "Einjähriges Beruf-kraut" ist irreführend, denn entgegen seinem Namen ist dieses Berufkraut nicht nach einem Jahr verschwunden sondern ist meist zweijährig und überwinternd als Blatt-rosette. Wird es nur abgeschnitten ohne die Wurzeln zu entfernen, so schlägt der Stängel wieder aus und kann dann mehrjährig werden.

Das Einjährige Berufkraut hat einen aufrechten Wuchs von 30 – 150cm. Der behaarte Stängel ist oben verzweigt, die hellgrünen, lanzettlichen Blätter sind beidseitig flaumig behaart und die Blattränder sind am Rand grob gezähnt. Die Wurzeln erreichen eine Tiefe von bis zu 1m. Es wird häufig auf Grund der ähnlichen Blütenform mit dem Gänse-blümchen (niedriger Wuchs), der Margerite(grössere Blüte) oder Kamillenarten(alle Arten auch die Geruchlosen haben feine zerteilte Blätter=fiederteilige Blätter) ver-wechselt.

Das Einjährige Berufkraut gehört zur grossen Familie der Korbblütler, wie beispiels-weise der Löwenzahn und die Sonnenblume. Bei dieser Familie sind viele kleine Einzelblüten zu einem Körbchen vereinigt. Ein Kranz von weissen oder blassrosa Zungenblüten dient einzig dazu die Insekten anzulocken. Im Innern des Körbchens stehen eng gedrängt viele kleine röhrenförmige gelbe Einzelblüten, die als Ganzes wie eine einzige Blüte wahrgenommen werden. 

Das Einjährige Berufkraut vermehrt sich meist ungeschlechtlich durch Samenbildung ohne Befruchtung (=Jungfernzeugung oder Parthenogenese). Jungfernzeugung ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Dabei entstehen die Nachkommen aus einzelnen unbefruchteten Eizellen zu keimfähigen Samen, die genetisch mit der Mutter-pflanze identisch sind (=Klone). Die Früchtchen sind mit einem Schirmchen (=Pappus) versehen, wodurch sie mit dem Wind kilometerweit fortgetragen werden können. Eine einzige Pflanze produziert 10'000 bis 50'000 Samen. Das Ausbreitungspotenzial des Einjährigen Berufkrauts ist dank seiner ungeschlechtlichen Fortpflanzungsfähigkeit sowie dem Fehlen von Schädlingen und Krankheiten sehr hoch. 

Obwohl das Berufkraut nicht giftig ist, wird es vom Vieh gemieden. Daher kann es sich auf Weiden massiv vermehren und diese stark verunkrauten. Zur Bekämpfung der Pflanzen ist das Einjährige Berufkraut vor der Samenbildung vollständig samt Wurzeln auszureissen. Das Pflanzenmaterial entsorgt man mit dem Hauskehricht. Werden sie nur abgerissen oder gemäht, so treiben sie wieder aus und bilden in kurzer Zeit Blüten oder werden sogar mehrjährig. Eine Nachkontrolle im Folgejahr ist unbedingt erforderlich.